Das Bewertungsrad - ein Tool zum Perspektivwechsel

Ihre Herausforderung

Gut funktionierende Teams, ein respektvoller Umgang, sowie Zusammenhalt und gegenseitiges Verständnis schaffen eine positive Arbeitsatmosphäre. Die Arbeit macht allen Spaß und fühlt sich „leicht“ an. Konflikte entstehen gar nicht erst durch ein durchweg positives Klima untereinander. Wäre das nicht ein entspanntes Miteinander im Büro?!

Im Alltag ist dies jedoch oft nicht die Realität. Häufig gibt es untereinander Unverständnis. Die Perspektive eines Kollegen/einer Kollegin wird nicht berücksichtigt und wir befinden uns in einem destruktiven Gedankenkarussell. Wir unterstellen anderen Kollegen etwas zu tun, zu sagen, oder zu denken und meinen die Motivationen hinter dem Verhalten zu kennen. Kommt es Ihnen bekannt vor, oder haben Sie sich gar selbst wiedergefunden? –  Wir glauben die meisten Menschen verfallen hin und wieder in solch einen Gedankengang. Auch wir ;-)

Wie wir das, was wir bei anderen wahrnehmen, interpretieren und in unser Bewertungsraster einordnen, hängt davon ab, wie wir selbst auf die Welt blicken. Wir alle haben unsere ganz individuellen Motive, Werte, Vorerfahrungen, die bestimmen, wie wir das, was um uns herum geschieht, wahrnehmen und interpretieren. Sie kennen ja vielleicht selbst das Bild vom halbvollen oder halbleeren Glas.

Sprich, das was wir bei anderen wahrnehmen und wie wir uns das Verhalten dann erklären, hat mehr mit uns selbst zu tun als mit unserem Gegenüber. Das was wir sehen, bewerten wir vor dem Hintergrund unserer Werte, Motive und Erfahrungen. Abhängig davon, wie wir die Beobachtung interpretieren, entstehen in uns Gefühle von Freude und Glück bis hin zu Wut und Ärger, die dann wiederum unser eigenes Handeln leiten.

Wir wollen Ihnen hier ein Tool anbieten, mit dem wir Sie dazu einladen, diesen Prozess von der Beobachtung bis zum eigenen Handeln/ Reagieren mal unter die Lupe und aktiv in die Hand zu nehmen.

Für Ihre Toolbox

In unseren Coachings und Trainings nutzen wir, gerade wenn es darum geht, ein konfliktbehaftetes Miteinander anzuschauen und anders zu gestalten, das sog. Bewertungsrad, bei dem wir uns am Bewusstheitsrad von Barbara Langmaack orientieren.

Mit dem Tool machen wir uns den Prozess, der in uns abläuft einmal bewusst und haben zudem die Möglichkeit, das Rad buchstäblich einmal anzuhalten und somit den z.T. unbewusst ablaufenden Prozess zu unterbrechen und neu zu gestalten.

Aber lassen Sie uns das Rad einmal Schritt für Schritt durchgehen. Was passiert da eigentlich zwischen unserer Wahrnehmung und dem, was unser Gegenüber dann von uns sieht, nämlich unserem Verhalten?

Die 5 Schritte im Bewertungsrad

Erster Schrit – wir nehmen etwas wahr

Der Prozess startet mit der Wahrnehmung einer Situation. Ich beobachte beispielsweise ein bestimmtes Verhalten bei einem Kollegen. So fällt mir vielleicht seit längerem schon auf, dass er dem Arbeitsplatz oft für mehrere Stunden fern bleibt und die Aufgaben, die ich ihm als Vorgesetzte übertragen habe, nicht bearbeitet.

Zweiter Schritt – wir interpretieren

Auf die Wahrnehmung eines Verhaltens folgt unsere Interpretation. Wir weisen unserer Wahrnehmung eine Bedeutung zu, suchen Erklärungen für das, was wir beobachten, bewerten es vor dem Hintergrund unserer Werte, Motive und Vorerfahrungen. Um im Beispiel zu bleiben: Welche Interpretationen kommen Ihnen hier in den Sinn? Solche und ähnliche Situationen bekommen wir im Coaching oft geschildert. Die ersten Interpretation sind dann häufig: Der Mitarbeiter ist faul, er drückt sich vor der Verantwortung, ihm ist es egal, dass der Kunde wartet, er geht lieber Kaffee trinken und in der Nachbarabteilung quatschen, er identifiziert sich nicht mit der Aufgabe und schon gar nicht mit den Zielen unseres Teams...was jetzt kommt:

Dritter Schritt – die Gefühle steigen in uns auf

Wir reagieren mit Emotionen, die in uns aufsteigen. Die Gefühle, die hier entstehen, sind die Antwort auf unsere Interpretationen dessen, was wir beobachten. Sie hängen ebenfalls mit unseren Werten und unseren Erfahrungen zusammen und spiegeln das wieder, was uns im Miteinander wichtig ist. In unserem Beispiel kommt in Ihnen vielleicht Wut und Ärger hoch? Noch ärgerlicher wird es, wenn wir an die Konsequenzen für andere denken, z.B. dass unsere Kunden ihre Ergebnisse verspätet bekommen, andere KollegInnen die Arbeit übernehmen müssen, ich als Vorgesetzte hier wieder ins Gespräch gehen muss – sowohl mit dem Kollegen als auch mit den anderen im Team, die sich vielleicht schon beschwert haben. All das nervt mich und macht mich umso verärgerter.

Vierter Schritt – wir schmieden einen Plan

Die Gefühle, die in uns aufsteigen, bewirken wiederum unsere Absichten, auf das, was wir beobachten zu reagieren und dann auch auf eine bestimmte Art und Weise zu reagieren. So überlegen wir uns, bestimmte Dinge zu tun oder zu unterlassen. In unserem Beispiel wollen wir vielleicht ein letztes Mal ein ernstes Wort mit dem Mitarbeiter sprechen. Oder aber wir wollen ihm bestimmte Aufgaben und Verantwortlichkeiten unterziehen. Wie wäre es eigentlich, wenn er unser Team verlässt? So geht das doch auch einfach nicht weiter...Hier ist viel Raum, der durch meinen vorher empfundenen Ärger gefüllt werden kann.

Fünfter Schritt – wir reagieren auf das, was wir sehen

Jetzt passiert das, was wiederum andere dann beobachten können: wir zeigen eine Reaktion, ein Verhalten darauf, was wir gesehen, interpretiert und bewertet, gefühlt und geplant haben. In unserem Beispiel führe ich vielleicht ein unfreundliches Gespräch mit dem Kollegen, ich spreche mit anderen Kollegen darüber, rege mich auf, sorge vielleicht dafür, dass er die Abteilung verlässt. Ich biete auch keine Hilfe mehr an, denn das habe ich schließlich oft genug getan.

Dieser gesamte Prozess kann unterschiedlich lang dauern – manchmal Tage, in denen wir uns in unseren Interpretationen, Gefühlen und Absichten im Kreis drehen, manchmal nur Bruchteile von Sekunden, in denen wir gefühlt nur reagieren und gar nicht mehr richtig darüber nachdenken.

Was können wir jetzt tun? Wir können den Prozess anhalten und buchstäblich unter die „(Zeit)-lupe“ nehmen. Die Grundhaltung, die jetzt hier gefragt ist, ist die: „Es kann auch anders sein“. Mit dieser Haltung mache ich mich auf den Weg, um im Schritt 2 mehr als nur eine Interpretation zuzulassen. Ich kann mich fragen, was könnte außerdem eine Erklärung für das Verhalten meines Mitarbeiters sein? An dieser Stelle halte ich das Rad Mal an. Ich nehme mir Zeit zu überlegen, ob es mehr als die eine Erklärung gibt, die mir sofort in den Sinn kommt. Wenn ich davon ausgehe, dass diese erste Interpretation mehr mit mir als mit meinem Kollegen zu tun haben könnte, dann gibt es möglicherweise noch mehr Erklärungen.

Fragen, die Sie sich an dieser Stelle fragen können, sind zum Beispiel:
  • Was könnte außerdem zu dem Verhalten geführt haben?
  • Und was noch?
  • Was könnten meine Anteile an der Situation sein? (Habe ich mich klar genug ausgedrückt, als ich die Aufgabe delegiert habe? Habe ich eigentlich sichergestellt, dass wir beide das gleiche von der Aufgabenstellung verstanden haben? Habe ich eigentlich gefragt, was der Kollege braucht, um die Aufgabe zu lösen?)
  • Welchen Anteil könnten andere Kollegen oder bestimmte Umstände an der Situation haben?
  • Wenn ich den Kollegen fragen würde, wie würde er mir die Situation erklären?

Während wir uns diese Fragen stellen, könnte uns passieren, dass wir ganz andere Erklärungen für das Verhalten finden. Dabei müssen die ganzen Ideen, die mir hier in den Kopf kommen, nicht wahr sein. Seien wir mal ehrlich, die erste Idee, die mir in den Sinn gekommen ist, bevor ich mich gefragt habe, ob es noch andere Erklärungen dafür gibt, muss ja auch nicht wahr gewesen sein, oder?

Das was wir hier unternehmen ist Perspektivwechsel. Über das Einnehmen verschiedener Perspektiven öffne ich den Raum für mehr Erklärungen. Hier erleben wir in unseren Coachings oft erstaunliche Momente. Während unsere Coachees oder die Teams, die wir dabei begleiten, immer mehr Ideen produzieren, woran es noch liegen könnte, dass die Situation so ist wie sie ist, fangen die Gemüter an, sich zu entspannen. Der erste Ärger verfliegt und es entsteht der Raum für einen konstruktiveren Umgang mit der Situation.

Warum ist das so? Hierfür können wir Ihnen zwei Ideen anbieten:
  1. Wenn wir uns noch einmal das Rad anschauen, dann sind wir im nächsten Schritt bei den Gefühlen. Bleiben wir einmal in unserem Beispiel: Ich habe also noch andere Ideen dazu, warum mein Mitarbeiter so oft vom Arbeitsplatz fernbleibt und die Aufgaben nicht bearbeiten. Vielleicht hat er sich bei anderen Kollegen Hilfe dafür holen wollen. Möglicherweise ist er mit der Aufgabe überfordert, er traut sich aber nicht, mir das zu sagen. Könnte es auch sein, dass er sich bei uns im Team so furchtbar unwohl fühlt, dass er in seiner Arbeit völlig blockiert ist oder diese sogar torpediert. Und hat er nicht neulich vielleicht noch von seiner kranken Mutter erzählt? Vielleicht muss er hier viel mit ihr und Ärzten telefonieren. Vermutlich macht er sich mehr Sorgen um seine Mutter, als ich es angenommen hatte. Und so weiter.... Was jetzt passiert ist, dass ich mit all diesen Ideen weniger Ärger und Wut verspüre, sondern eher Sorge oder aber auch ein schlechtes Gewissen, weil ich zu wenig nachgefragt habe, wie es ihm geht. Diese Gefühle bewirken im weiteren Prozess mehr Offenheit für andere Absichten und eine andere Reaktion/ ein anderes Verhalten meinerseits auf die Situation. Insgesamt kommen wir so in einen konstruktiveren Umgang mit der Situation, als wenn wir in unseren ersten uns wütend machenden Ideen feststecken.

  2. Was passiert hier außerdem? Wenn wir uns darauf einlassen, nach mehr Erklärungen für das Verhalten zu suchen, dann öffnen wir auch den Raum für mehr Lösungen. Denn was Sie vielleicht auch selbst im Alltag schon beobachtet haben, wir können den anderen nicht ändern, wir können nur bei unseren eigenen Anteilen schauen, was es hier an Veränderungen benötigt. Zudem finde ich bei der Suche nach mehr Erklärungen auch mehr mögliche Lösungen. Insgesamt nehme ich so den Ball wieder in die Hand und fange an zu agieren statt zu reagieren.

Probieren Sie es aus und öffnenen sich für mehr Perspektiven. Die Welt wird bunter, wenn wir sie nicht mehr schwarz-weiß malen. Wir wünschen Ihnen viel Spaß dabei.

 

Ihr Mehrwert

Seien wir mal ehrlich, wann ist das letzte mal etwas Konstruktives entstanden, als Sie wütend, oder verärgert waren? Da wir alle unsere eigene Sicht auf die Dinge haben, die um uns herum passieren, können wir nicht sicher wissen, was die wahren Erklärungen für die Dinge sind, die wir so beobachten. Mit dem Bewertungsrad bieten wir Ihnen ein Tool an, Ihre Perspektive zu erweitern, um zum einen durch mehr Ideen zur Interpretation des Verhaltens anderer in eine konsruktivere Gefühlslage zu kommen.

Mit weniger Wut und Ärger oder gar Enttäuschung im Bauch finden Sie leichter gute Lösungen für Ihre Herausforderungen.

Zum anderen öffnet Ihnen das Mehr an Erklärungen einen größeren Lösungsraum. Hier finden Sie möglicherweise Lösungen, auf die Sie vorher gar nicht gekommen wären.

Zu guter Letzt sorgen Sie hier auch für sich selbst, denn andauernder Ärger über Dinge, die ich am Ende vielleicht gar nicht direkt beeinflussen kann, machen auf Dauer krank.

Mit dem Bewertungsrad sind Sie einmal mehr eingeladen, die Möglichkeiten zu finden, die Sie beeinflussen können.

Unser Beitrag

Gern unterstützen wir Sie dabei, dieses Tool zu nutzen oder weitere Ideen zu generieren, wie Ihnen der Perspektivwechsel gelingen kann und Sie Ihr Verhaltensrepertoire erweitern können. Laden Sie sich hier eine Darstellung des Bewertungsrades runter.

Sprechen Sie uns gern an!

Haben Sie Fragen zum Tool? Brauchen Sie einen Sparringspartner bei der Nutzung des Tools? Melden Sie sich gern bei mir!

kontakt[at]ankersetzen.com

Das Bewertungsrad zum Download

Laden Sie sich hier eine Darstellung des Bewertungsrades mit Fragen für Ihre Reflexion herunter und probieren Sie das Tool  aus.